Die Bedeutung der pädagogischen Konzeption

 

Die Konzeption ist die verbindliche Grundlage für die pädagogische Arbeit in einer Kindertageseinrichtung. Somit ist sie für Sie als Eltern, die nach einer Tagesbetreuung für Ihr Kind suchen, die wichtigste schriftliche Orientierungshilfe für die Auswahl eines Betreuungsangebots. Insbesondere wenn Sie in einer größeren Gemeinde, in einer Stadt oder in deren Nähe wohnen, haben Sie die Auswahl zwischen mehreren Kindertagesstätten. Wenn Sie deren pädagogischen Konzeptionen lesen (die Sie oft auch auf den Homepages der Kitas finden), werden Sie große Unterschiede feststellen. Dies ermöglicht es Ihnen, für Ihr Kind diejenige Einrichtung auszusuchen, deren Bildungs- und Erziehungskonzept am ehesten Ihren Vorstellungen entspricht.

Um es gleich vorwegzunehmen: Wenn Sie einen Platz für ein unter dreijähriges Kind suchen, sind Ihre Auswahlmöglichkeiten zumeist begrenzt, weil es zu wenig Plätze für diese Altersgruppe gibt. Zudem muss in einer Kindertageseinrichtung die pädagogische Praxis nicht (vollständig) mit der Theorie – also der Konzeption – übereinstimmen. Der persönliche Eindruck nach einem oder möglichst mehreren Besuchen der Kita sollte also ausschlaggebend sein.

Auf dieser Seite erfahren Sie, was Konzeptionen üblicherweise beinhalten und weshalb sie so unterschiedlich sind. Ferner werden Sie einige pädagogische Ansätze kennen lernen. Anzumerken ist noch, dass auch einige Tagespflegepersonen Konzeptionen für ihre Tätigkeit erstellt haben, die Sie sich beim Erstkontakt geben bzw. zusenden lassen können.

Pädagogische Konzeptionen

Laut § 22a Abs. 1 SGB VIII soll u.a. durch die Entwicklung und den Einsatz einer pädagogischen Konzeption die Qualität der Förderung in Kindertageseinrichtungen sichergestellt werden. So haben inzwischen nahezu alle Kindertagesstätten auf der Grundlage des Bundes- und Landesrechts sowie des in ihrem Bundesland geltenden Bildungsplans eine einrichtungsspezifische Konzeption erarbeitet. In ihr werden die lokalen Gegebenheiten berücksichtigt und ein eigenes pädagogisches Profil präsentiert.

Hier wird deutlich, dass der jeweilige Bildungsplan keinesfalls direkt in die Praxis umgesetzt werden kann. Vielmehr sollen die Fachkräfte (und Tagespflegepersonen) zunächst die Lebenslagen und die Bedürfnisse der Kinder und Familien vor Ort erfassen – schließlich macht es einen großen Unterschied, ob z.B. überwiegend Kinder aus der oberen Mittel- und Oberschicht oder Kinder aus einem sozialen Brennpunkt betreut werden, ob die meisten Kinder aus deutschen Familien stammen oder viele einen Migrationshintergrund haben, ob die Kinder in einer Großstadt leben und kaum Naturerfahrungen machen oder auf dem Land wohnen und sich in Gärten und Nebenstraßen "austoben" können, ob beide Elternteile voll erwerbstätig sind oder einer zu Hause ist und sich intensiv mit seinen Kindern befassen kann, ob es sich überwiegend um isolierte bzw. Einzelkinder handelt oder ob sie in ihrem privaten Umfeld viel Kontakt zu anderen Kindern und Erwachsenen haben, ob die Kinder weitgehend normal entwickelt sind oder viele unter Sprach- bzw. Verhaltensauffälligkeiten, Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen leiden (etc.).

Aus dieser Analyse der Situation und Bedarfe der betreuten Kinder und ihrer Familien ergeben sich für jede Kindertageseinrichtung unterschiedliche Konsequenzen, z.B. hinsichtlich der Öffnungszeiten, der pädagogischen Arbeit mit den Kindern oder der Elternarbeit. Aber nicht nur diese Besonderheiten fließen in die Konzeption ein, sondern auch die individuellen Bildungs- und Erziehungsvorstellungen der Fachkräfte (bzw. Tagespflegepersonen). Wie Eltern haben Pädagog/innen ihren eigenen Erziehungsstil, folgen sie unterschiedlichen Theorien, setzen sie besondere Ziele und Schwerpunkte.

Im Bereich der frühkindlichen Bildung gibt es ganz verschiedene pädagogische Ansätze, zwischen denen Fachkräfte wählen können. So wird in der Konzeption zumeist auch erläutert, welcher Ansatz der eigenen Arbeit zugrunde liegt. Fachartikel zu älteren pädagogischen Ansätzen wie z.B. zur Fröbel-, Waldorf- und Montessori-Pädagogik finden Sie hier, während neuere Theorien wie z.B. die Reggio-Pädagogik oder der Situationsorientierte Ansatz hier vorgestellt werden. Ein hoher Prozentsatz der Fachkräfte und vermutlich nahezu alle Tagespflegepersonen arbeiten jedoch eklektisch bzw. integrativ – sie kombinieren Aspekte aus unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen. Deshalb fehlt in vielen Konzeptionen auch der Hinweis auf einen Ansatz.

Zu beachten ist noch, dass die Bezugnahme auf einen pädagogischen Ansatz oder auch eine entsprechende Ausstattung noch lange nicht bedeutet, dass er auch (richtig) praktiziert wird. Das Vorhandensein z.B. von Montessori-Material macht noch keinen Montessori-Kindergarten aus! Hinter jedem Ansatz befinden sich eine Erziehungsphilosophie und bestimmte Prinzipien pädagogischen Denkens und Handelns. Deren Verinnerlichung ist die eigentliche Voraussetzung für die Umsetzung eines pädagogischen Ansatzes. Für Eltern ist es nicht immer einfach, dies auf den ersten Blick zu erkennen.

In nahezu allen Konzeptionen finden sich Aussagen über Bildungs- und Erziehungsziele sowie über die verschiedenen Bildungsbereiche. Obwohl prinzipiell alle der im Bildungsplan des jeweiligen Bundeslandes genannten Ziele und Förderbereiche berücksichtigt werden müssen, kann die einzelne Kindertageseinrichtung darüber hinaus besondere Schwerpunkte setzen, also z.B. auf die körperliche Entwicklung von Kindern ("Bewegungskindergarten", "Sportkindergarten") oder auf die mathematische, naturwissenschaftliche und technische Bildung (z.B. "Haus der kleinen Forscher"). Außerdem müssen häufig Vorgaben des Trägers berücksichtigt werden; so haben beispielsweise Kindertageseinrichtungen in kirchlicher Trägerschaft vielfach einen Schwerpunkt im Bereich der religiösen Bildung.

Weitere Inhalte pädagogischer Konzeptionen können beispielsweise sein:

  • Geschichte der Kindertagesstätte
  • Vorstellung der Einrichtung: Träger, Gebäude, Raumgestaltung und -ausstattung, Außenspielflächen, Zahl der Gruppen, Gruppengröße, Personal, Öffnungszeiten, Ferienregelungen usw.
  • Menschenbild, Bild vom Kind, Bildungs- und Erziehungsbegriff
  • Didaktik und Methodik der pädagogischen Arbeit
  • Förderung von behinderten, entwicklungsverzögerten, sprach- oder verhaltensauffälligen Kindern, von Kindern mit Migrationshintergrund etc.
  • Ernährung und Hygiene, Unfallverhütung
  • Vorbereitung auf die Schule
  • bei Kinderhorten: Hausaufgabenbetreuung, Zusammenarbeit mit den Lehrer/innen der Schulkinder
  • Rolle der Fachkraft, Gestaltung der Beziehung zwischen ihr und den Kindern (Regeln, Rechte der Kinder, Mitbestimmung, z.B. durch "Kinderkonferenzen")
  • Zeitplanung/Ablauf eines Tages
  • Elternarbeit: Ziele, Formen, Informationsfluss, Mitbestimmungs- und Mitarbeitsmöglichkeiten, Rolle der Elternvertretung usw.
  • Team: Zuständigkeiten, Dienstplan, Verfügungszeiten etc.
  • Träger: Rolle, Ziele und Vorgaben
  • Öffnung nach außen: Zusammenarbeit mit Schulen, Pfarrei, Beratungsstellen, psychosozialen Diensten, Frühförderstellen, Senioren- und Behindertenheimen, Betrieben, kulturellen Einrichtungen, Vereinen, Jugendamt usw.

In der Konzeption, in Faltblättern und Broschüren oder auf der Homepage finden Eltern, die nach einem Platz für ihr Kind suchen, außerdem Informationen über die Anmeldung, eine eventuelle Warteliste, das Aufnahmeverfahren und die Kosten (Elternbeiträge, Spiel-/ Essensgeld). Oft erfahren sie hier auch, wie sie ihr Kind kleiden sollen und was sie mitbringen müssen (z.B. Hausschuhe), dürfen (z.B. ein Kuscheltier) oder nicht dürfen (z.B. Süßigkeiten). Daneben gibt es häufig weitere Regeln (z.B. wie sich die Eltern bei einer Erkrankung ihres Kindes verhalten sollen).

Vieles von dem Vorgenannten gilt auch für die pädagogischen Konzeptionen, die von einigen Tagespflegepersonen verfasst wurden. Diese Texte sind in der Regel aber viel kürzer als die Konzeptionen von Kindertageseinrichtungen und liegen zumeist nur als Manuskript vor. In ihnen werden auch die Besonderheiten der Tagespflegestelle (Größe, Lage, Räumlichkeiten, vorhandenes Spielmaterial, Wohnumgebung, Zahl der betreuten Kinder, gleichzeitige Erziehung leiblicher Kinder usw.) und die besonderen Qualifikationen der Tagespflegeperson (Aus- und Fortbildung) beschrieben.

Zu beachten ist, dass alle pädagogischen Konzeptionen nur "ein Stück Papier" sind und erst in der tagtäglichen Praxis mit Leben gefüllt werden. Und da kann manches anders ablaufen, als in der Konzeption steht...